Dann möchte ich auch mal eine Bemerkung zu den beiden neuen Alben loswerden. Ich habe extra bis zur Ankunft der finnischen Version gewartet (hat etwas länger gedauert) und diese nun probegehört, um einen Vergleich zur Englischen zu haben.
Mein erster Gedanke bei "Shine" war: es klingt wenig ambitioniert. Ich weiß nicht, was ich nach fast 4 Jahren Wartezeit auf das neue Album erwartet zu haben glaubte, denn mir war klar, dass ohne Tuomas Holopainen vieles anders sein würde, doch das Album in der Form, wie es jetzt erschienen ist, hat mich durchaus überrascht. Ich möchte jetzt nicht auf einzelne Lieder eingehen, doch ist mir aufgefallen, dass es sehr chemisch und künstlich klingt. Das eigentliche Indica, welches ich vor ein paar Monaten noch mit den Attributen "mystisch" und "romantisch" belegt hätte, wie es eigentlich auch immer durch die Band gewollt war, würde ich von nun an eher als kühl und distanziert bezeichnen, so dachte ich und die Resignation wartete gleich hinter der nächsten Ecke. Doch ich gab dem Album noch eine Chance, diesen Eindruck loszuwerden und es hat geklappt. Aber für Hörer, die eben nach diesem "ersten Eindruck" entscheiden, hätte man vielleicht eine andere Art der Bearbeitung und vielleicht eine etwas "sanftere" Ausrichtung nehmen sollen. Das soll nicht heißen, dass ich den Balladen ihre Magie absprechen will, aber beim ersten Hören lässt sich diese schlicht und ergreifend noch nicht ausmachen.
Für den anspruchsvolleren Fan ist dieses Album jedoch unglaublich facettenreich, denn auch wenn die Arrangements nicht mehr ganz so pompös klingen und Jonsus Stimme etwas rauer wirkt als sonst, so hatte ich doch selten so viel Spaß die wirklich indicatypischen Stellen aus einem ihrer Alben herauszuhören, und diese treten besonders in der zweiten Hälfte der "Shine"-Version in solcher Häufung auf, dass ich Jonsu am liebsten sofort einen Heiratsantrag machen würde
Im Übrigen gefällt mir "Shine" ein ganzes Stück besser als "Akvaario". Zweiteres klingt noch einen ganzen Tick künstlicher und Jonsus Stimme geradezu moduliert, obwohl sie solche Späße gar nicht nötig hat.
Essenziell sage ich einfach mal: Indica verstecken sich mit diesem Album zwar, symbolisch gesprochen, hinter einer dicken Schicht Make-Up, aber wer diese Barriere einmal überwunden hat, wird von der vollen Portion Indica erfasst und mitgerissen. Besonders die Balladen hauen mich jedes Mal vom Hocker und mit "Goodbye to Berlin" zieht man wieder eine dieser wunderbaren Parallelen zur Literatur, wie es beispielsweise schon mit "Tuuliset Tiennot" der Fall war.
Das Album ist super, aber:
Ich würde den Vertrieb von Indica-Alben durch NB mittlerweile als absolute Verfehlung bezeichnen. Lieber sollten sie sich von einem richtigen Label für Pop/Rock oder zumindest Indie-Musik unter Vertrag nehmen lassen - denn zweifelsohne gehörten Indica schon immer mehr dem Pop-Genre denn irgendwelchen anderen Genres an.