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PostPosted: Fri 17. Dec 2010, 09:22 
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Joined: Fri 24. Jul 2009, 15:06
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Seine Worte und Texte sind jedem INDICA Fan bekannt und sein Beitrag zu INDICA internationelem Erfolg unumstreitbar. RORY WINSTON.
Wir hatten die Ehre dem Meister der Worte ein paar Fragen zu stellen und Euch eine Einblick zu gewähren, wie die Texte zu A WAY AWAY entstanden.


Indica-fans.net: Möchtest Du dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Rory: Es ist interessant dass Du den Begriff "Leser" anstelle von "Hörern" benutzt. Mir ist bewusst, das Du damit bezug auf das Forum nimmst, aber die Frage erinnert mich daran, weshalb mich das Projekt interessiert hat: Indica Fans sind genauso sehr "Leser" wie auch "Hörer" - sie schätzen die Lyriks (sprich: Konzepte, Bildsprache, mehrschichtige Assoziation) ebenso, wie sie die Musik schätzen.

Obwohl ich bereits von einigen Künstlern gebeten wurde für sie zu schreiben, kann ich nicht sagen, dass Lyriks mein primäres Ziel waren. Eigentlich hat es mich einige Zeit gekostet, mich künstlerisch inspiriert zu fühlen wenn es um Lyriks geht, verglichen mit Theaterstücken oder Poesie. Der Gedanke, das ein Song zeitlos wird ist schwieriger vorzustellen, als bei einem Roman.

Schon sehr früh in meinem Leben, war schreiben mein Weg den Dingen einen Sinn abzugewinnen. Das mag seltsam klingen, aber ich wußte das die Sachen die ich schreibe interessanter und intelligenter waren als ich es bin. Ich besaß ein Talent mit den Worten zu spielen; und Ich wußte, dass wenn ich lange genug mit den Worten spielte, und den unnötigen Mist heraus nahm, ich ein Konzept schaffen konnte, das mich selbst überraschte und mir sogar etwas lehren konnte.

Dennoch war ich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu Unterhalten und dem Drang noch tiefgründigere Emotionen zu provozieren. Meine Stimmungsschwankungen veranlassten mich dazu, düstere und dichte Poesie an einem Tag zu verfassen, und Stand-up Comedy am Nächsten.
Im Endeffekt fand ich mich in der schizophrenen Position wieder, in welcher ich an einer Gedichtsammlung arbeitete und simultan dazu als Ghostwriter für Comedians.
Zu der Zeit als schließlich mein erstes Stück in New York produziert wurde, war ich mir bewußt, das ich besser darin war das Material zu verfassen, anstatt es selber aufzuführen. Außerdem erkannte ich, das die verschiedenen Arten des Schreibens die mir oblagen eine essenzielle Gemeinsamkeit hatten: Rhythmus.
Sei es Poesie, Comedy oder Dialoge, was sie alle gemeinsam hatten war das Gefühl der Musikalität, Sinn für Rhythmen und Klänge welche den Inhalt der einzelnen Werke erfüllten.

Um ehrlich zu sein, Lyriks zu schreiben erschien mir ein aufregender Wandel. Es war ein ähnliches Gefühl, wie das erste Mal als ich gefragt wurde, ein Theaterstück in ein Drehbuch umzuschreiben. Mir wurde bewußt, das wen ich für einen Film schrieb, es sich nicht ausschließlich um den Dialog drehte, sondern das Zusammenspiel zwischen Dialog und der parallel dazu laufenden visuellen Geschichte. Die Kunst lag darin, die Harmonie zwischen der Kunst des Drehbuchschreibers und der des Regisseurs zu waren. Im gleichem Sinne, erschafft die Interaktion zwischen Komponist und Dichter das komplette Ganze bei einem Song.

Man kann die Lyriks nicht außerhalb des Kontextes mit der Musik bewerten. Selbst im Falle des klassischen Poeten und Dramatikers Berthold Brecht, gibt es das seltsame Nebeneinander seiner düsteren, zynischen Kommentare gepaart mit Kurt Weill´s Kabaretmustern, welches eine makabere Atmosphäre erschafft wie zum Beispiel in der "Dreigroschen Oper".
Und genau das hat mich dazu gebracht Lyriks zu schreiben: Die Idee dass die Worte auch gegen die Stimmung der Musik gehen können und dadurch ein drittes Gefühl erzeugen, während sie aber gleichzeitig die Musik aufwerten. Es liegt einfach daran, wonach man sucht.

Ich denke, mein Background hat etwas damit zu tun, dass ich nie zufrieden damit war, nur eine Art des Schreibens zu praktizieren. Was ich damit meine ist die "gutartige Entfremdung". Ich wurde in Montreal geboren und zog später nach New York. Ich verstand die Unterschiede zwischen Französischer und Angelsächsischer Literaturtraditionen sehr früh. Auf Grund dessen, das meine Eltern ungarische Juden waren, waren mir die ungarischen Poeten ebenfalls bekannt, so wie hebräische Vorrenaissancemystiker oder zeitgenössischer Minderheitenkomiker. Zumeist, fühlte ich mich mit jenen Verbund, die wie ich selbst sich nicht nur in einer bestimmten Kultur zuhause fühlten.

Zweifelsohne haben viele Künstler heutzutage den selben Mangel an Identität. Sie fühlen sie ähnlich angezogen von fremdländischen Kulturen während sie Ihrer eigenen Kultur entfremdet gegenüber stehen. Nichts desto trotz beeinflusst unsere Herkunft unseren Blickwinkel. Den im selben Moment in dem ich mich komplett in die Welt der Musik eines anderen fallen lasse, bringe ich automatisch meine Theater- und Poesiewurzeln mit in die Lyriks ein.

Im Endeffekt, bin ich mir nicht sicher, ob es Euren Lesern hilft die Hintergründe meines Lebens zu kennen. Ich meine, die Identität des Künstlers ist geprägt von seinem Schaffen, so wie sein Schaffen geprägt wurde vom Künstler selbst. Wenn er oder sie gut ist, erreichen er oder sie den Punkt, wo sie sich selbst im Prozess verlieren und zu einer fiktionalen Version ihrer selbst werden. Auf gewisse Weise erschafft somit jedes Stück eine weitere Identität. Während die echte Person dahinter ebenso durchschnittlich ist wie alle anderen auch.


Indica-fans.net: Wann hast Du INDICA das erste Mal wahrgenommen?

Rory: Wie in einer schlechten Version eines Paul Auster Romans, waren es die "ganz normale Anreihung, ungewöhnlicher Umstände". Ich hatte INIDCA´s Musik bereits gehört, bevor ich jemals nach Finnland kam - eigentlich sogar bevor ich überhaupt wusste das sie aus Finnland sind.

Wir waren in London für die Proben zu einem Stück das ich geschrieben hatte und für das Finge Festival geplant war, doch uns fehlte der Soundtrack. Eine junge, englische Schauspielerin schlug vor die Darsteller mit etwas Musik in Stimmung zu bringen. Sie meinte es wäre eine Tribal Rockband, aus Norwegen oder Island da Ihre Freundin ihr die CD gebrannt habe - und deren Freund kam "irgendwo aus dem Norden da oben". Wenn ich mich recht entsinne, war Finnland das einzige Land welches uns nicht in den Sinn kam.

Ein Jahr später, ich war in Budapest zwecks der Pre-Production eines kanadisch/ungarischen Filmes, wurde ich zu der Party eines bekannten, älteren Authors eingeladen. Wir hatten uns bei einem Poesiefestoval ein Jahr zuvor kennen gelernt. Während der Party gerieten wir in eine längere Debatte über die finnisch-ungarische Sprache. Seine Tochter welche uns zugehört hatte, meinte das Finnisch und Ungarisch sich recht ähnlich anhören würden, aber doch nur sehr wenige Worte gemeinsam hätten. Um dies zu demonstrieren, legte sie eine CD ein. Wieder hörte ich das selbe Intro wie schon damals in London, aber diesmal wurde mir gesagt, dass es INDICA seien.

Anderthalb Jahre danach, fand ich mich in Finnland wieder. Ein Buch welches ich geschrieben hatte sollte dort übersetzt und publiziert werden. Während meines Aufenthalts, gab man mir die Position des Chefredakteurs für ein neues Magazin über zeitgenössische Literatur. In einer Ausgabe, lief eine Reihe an Artikeln über die literarischen Verdienste ansässiger Exportbands. Jemand schlug enthusiastisch vor, das wir in der nächsten Ausgabe auch Platz für Bands mit interessanten Finnischen Lyriks lassen sollten. Der Rezensent der für mich arbeitete hatte bereits einige Details über INDICA zusammen getragen - inklusive Photos und Interviewmaterial. Auf Grund dessen, das ich nicht mir im Lande war, als die nächste Ausgabe erschien, bin ich mir nicht sicher ob der Artikel jemals im Magazin abgedruckt wurde oder nicht, aber an was ich mich erinnere ist das ich mir dachte:" Coole Band, es würde sicher Spaß machen etwas für Sie zu schreiben sollten sie mal in englisch singen". Da ich aber nicht mehr über sie wußte als das was ich aus dem Material für den Artikel entnehmen konnte, lies ich den Gedanken fallen und bereitete mich auf meine Heimreise vor.

Wie es das Schicksal aber wollte, nahm mich eine Dame welche ich kennen gelernt hatte am Abend vor meiner Abreise mit auf ein INDICA Konzert. Obwohl ich nicht verstand was sie sangen, empfand ich die Band als sehr unterhaltsam. Unglücklicher Weise blieb mir nicht genug Zeit um die Sängerin kennen zu lernen, da ich noch packen musste um meinen Flieger zu erwischen.


Indica-fans.net: Wie kam es dazu, dass Du die Texte zum A WAY AWAY Album scheiben solltest?

Rory: Einige Monate nachdem ich zurück in New York von meiner Finnlandreise war, frug mich ein finnischer Komponist mit dem ich noch Kontakt hatte ob es in Ordnung wäre, meine Nummer an die Komponistin einer finnischen Band weiter zu geben. Ich stimmte zu, ohne zu wissen was mich erwarten würde. Bis dato, dachte ich es hätte noch etwas mit dem skandinavischen Literaturmagazin zu tun welches ich einige Monate zuvor geleitet hatte.

Das Telefonat war so absurd wie ein Film von Seth Rogen:

JONSU: Jonsu hier. Ist dort Rory?
ICH: Rory ist ein Synonym - ja, er ist es...ich.
JONSU: Rory Winston?
ICH: Der Name klingt dämlich, was? (pause) Bist Du die Jonsu von Indica?
JONSU: Ja, ich bin DIE Jonsu. Johanna - Jonsu ist mein...
ICH: Synonym?
JONSU: Spitzname. Kennst du unsere Band?
ICH: Ich sah Euch Jungs spielen.
JONSU: Wann waren wir Jungs?
ICH: Ich meine, ich sah eure Band spielen bevor ich Finnland verließ.
JONSU: Du warst in Finnland?
ICH: Ja. Mir gefiel euer Auftritt. Aber ich treffe keine Entscheidungen mehr was in das Magazin kommt.
JONSU: Welches Magazin?
ICH: Das Literaturmagazin.
JONSU: In New York?
ICH: In Finnland.
JONSU: Ich versteh´nicht. Bist du kein Poet?
ICH: Warum?
JONSU: Warum bist du ein Poet...?
ICH: Ich meinte...sorry, I meine, Du rufst an weil...?
JONSU: Ich dachte ich könnte deine Hilfe gebrauchen.
ICH: OK.
JONSU: Bist du also interessiert?
ICH: Woran?
JONSU: Für uns zu schreiben?
ICH: Was den?
JONSU: Lyriks.
ICH: oh, ich dachte wir sprechen über den Artikel.
JONSU: Welchen Artikel?
ICH: Vergiss´es. Singt ihr nicht in finnisch?
JONSU: Ja. (lange Pause)
ICH: Ich schreibe nur in englisch.
JONSU: Ich mag deine Poesie.
ICH: In Finnisch?
JONSU: Nein, ich lese sie in Englisch. Ich mag sie auf Englisch. Der Punkt ist, wir bringen ein englisches Album heraus.
ICH: Oh, neues Material meinst du.
JONSU: Nein. Die selben alten Melodien.
ICH: Ich versteh´ es nicht.
JONSU: Die selben Melodien aber neue Lyriks. In Englisch. Für das internationale Publikum...
ICH: Bin dabei. Ich bin sehr interessiert. Ich meine, ja.

Und selbstverständlich war ich interessiert. Mir war klar, das INDICA´s Publikum einen hohen Grad an literarischen Fähigkeiten erwarteten - einen Grad, der weit über dem hinaus ging, was die ersten finnischen Fans erwarteten als die Band noch in finnisch sang.
Der Grund weshalb ich das annahm war, wenn die Menschen etwas in einer Sprache hören, die sie nicht verstehen, stellen sie sich oft vor das die Worte tiefgründiger wären als es eigentlich der Fall ist. Wenn man eine Sprache wie das Finnische hört, welche sehr rhythmisch und exotisch ist, entstehen in deiner Vorstellung Geschichten und Visionen, die viel stärker und persönlicher sind, als sie es eigentlich sein können. Mann bringt seine eigene Kreativität mit ins Spiel während man zuhört.
Mir wurde klar, desto länger also das internationale Publikum auf die englischen Versionen wartete, umso höher würden Ihre Erwartungen daran werden.

Das machte es für mich als Dichter zu einer Herausforderung an den Texten zu arbeiten. Ich wußte, das es nicht reichen würde, einfach den Inhalt zu wiederholen, die Alliterationen und die Reime des Originals. Um die intelligenten Fans, welche seit Monaten wenn nicht Jahren über den Inhalt nachdachten, zufrieden zu stellen war mir klar, dass ich die Dinge neu erfinden müsste um den Erwartungen gerecht zu werden und dennoch deren Welt treu zu bleiben.
Es müsste Tiefgründig, geheimnisvoll und evokativ sein. Ebenso wie es auf mich gewirkt hatte, als ich von nichts wußte.

Außerdem war ich interessiert, weil es mir eine Ausrede dafür verschaffte, mal wieder nach Finnland zu kommen und das Mädchen wieder zu sehen, zu der ich eine Bindung aufgebaut hatte. Was ich bis dato aber noch nicht wußte war, das eben dieses Mädchen eine Freundin Jonsu´s aus Kindertagen war.
Nunja, kleine Länder sind verbunden mit großen Geschichten. Oder, zumindest mit Langen. Sorry.


Indica-fans.net: Haben Du und Jonsu eine spezielle "Technik" genutzt um die Texte zu schreiben, bzw. wie entstanden die Geschichten hinter den Texten?

Rory: Für einen speziellen Künstler zu schreiben ist ähnlich als würde man einen Monolog für einen speziellen Charakter in einem Stück schreiben, oder in manchen Fällen, für einen Stand-up Komiker. Du musst dir Gedanken machen über das Image und die Persönlichkeit desjenigen, welcher die Worte rüberbringen soll. Es muss klingen als kämen sie direkt aus der innersten Psyche, selbst wenn dies in manchen Situation auch nicht so ist. Deshalb, egal wie viele deiner eigenen Gedanken Du in die Sache mit einbringst, muss es immer stilistisch durch den "Filter" der Persönlichkeit des Sängers laufen. Gewissermaßen, hätte ich nicht die selben Zeilen ersinnen können, wenn ich nicht ein so starkes Image INDICA´s im Kopf gehabt hätte. es musste organisch klingen. Es war eine völlig andere Herausforderung als Poesie zu schreiben.

Hinzu kam, das jeder Song besondere Anforderungen an den Text stellte. Die Stimmung musste ebenfalls mit in Betracht gezogen werden. Außerdem, nahm ich mir sehr viel Zeit die essentiellen Geschichten und Emotionen heraus zu finden, welche Jonsu am Herzen lagen. Die Idee war es, sich nicht loyal an den original Texten zu halten, sondern an die Person welche sie sang.

Des weiteren, war die ganze Band von dem Moment an dem der Song das erste Mal in ihrer Muttersprache heraus kam gewachsen. Jedes Bandmitglied war Zeuge großer Anlässe zur Freude und hatte ebenso tragische Momente erlebt, seit dem der Song veröffentlicht wurde. Und dennoch blieb die Musik in ihren Herzen. Also fühlte ich mich verantwortlich dafür, die Musik durch den Kontext aller Erlebnisse der Bandmitglieder und deren Leben zu interpretieren.

Zusätzlich wollte ich nicht die bezaubernden Rhythmen und Konsonanten des Originals nicht verlieren. Also setzte ich es mir zum Ziel die finnische Lautsprache in organische englische Muster zu setzen. In diesem Fall, die Alliterationen und Zerlegung in Versfüße in Takt zu halten, als den eigentlichen Inhalt. Bildsprache wurde neu erfunden, Bezüge auf Kulturelles mehr universell, Idiome verbogen um sich den Anforderungen der neue Sprache zu beugen und dennoch die unberührte, eisige aber ursprüngliche dunkle Wärme des Klanges im Original zu erhalten. Der Geist eines Menschen musste zwischen den Zeilen verborgen bleiben.

Ich machte es mir zur Aufgabe, mich mit den enormen Repertoire an finnischen Dichtern vertraut zu machen. Ich versuchte - zugegeben in einer viel zu kurzen zeit um dem nationalem Erbe gerecht zu werden - die Nuancen zu assimilieren, welche die traditionelle, finnische Literatur zu bieten hatte. In gewissem Sinne, eine Fundgrube an eigenartigen Klängen und kryptischer Symbolik. Der Gedanke war es also, meine eigene Sprache so zu verbiegen und die Bilder so zu manipulieren, das sie den Zuhörer für einen kurzen Moment in der Musik in die einzigartigen Geschichte des Landes transportierte, nichts desto trotz den Sinn der aktuellen Relevanz zu erhalten.

Das mag jetzt verrückt klingen, aber ich denke das manche Texte am besten in einer Art von fieberhafter schamanistischen Träumerei geschrieben werden. Das bedeutet nicht das man einfach drauf los schreiben kann und alles in Bezug auf Präzision der Platzierung der Silben, Akzentverschiebungen, Groove, Vokaldehnung und knallhart, scharfe Konsonanten vergessen kann. Es bedeutet aber, das sobald du die Mechanismen und die "Wissenschaft" dahinter aus dem Eff-Eff beherrscht, es vorübergehend vergessen kannst und dich ohne Bedenken in einen tranceartigen Zustand begeben kannst und einfach rumprobierst. Wie bei allen anderen Dingen auch, desto mehr Du die Sache verinnerlicht hast, desto mehr kannst Du dich davon lösen. Und auf diese Weise, glaube ich waren Jonsu und ich bereit uns einfach treiben zu lassen.

In gewisser Weise, verschreibe ich mich der Idee eines Orakels. Nein, das bedeutet nicht dass ich denke, dass Gott durch den Künstler spricht. Was ich aber glaube ist, dass wenn du dich in der Klangwelt eines anderen kreativen Künstlers verlierst, Ideen zu Tage förderst, von denen Du selbst nicht angenommen hättest sie zu ersinnen. Auf diese Weise, so glaube ich, wurden die Texte in einer Symbiose mit den Songs selbst geschrieben. Die Musik und alles was ich über Jonsu und die Band wußte, dienten als Katalysator für Geschichten und Worte welche mir nicht vergönnt gewesen wären sie in Isolation zu schreiben. Genauso, hätte sich Jonsu sich nicht darauf einlassen können, ohne die Hintergründe welche ich mit einbrachte.
Wie in jedem gutem Prozess, spielten wir mit den verborgenen Welten des Anderen und das Ergebnis war... nun, es obliegt den Hörern zu beurteilen ob es Wert hat oder nicht.



Indica-fans.net: Kanntest Du die Songs bevor Du damit begonnen warst die neuen Texte zu schreiben?

Rory: Nicht genug. Ich meine, wir flirteten, später hatten wir ein Date und dann unglaublich guten...nur ein Scherz, fast! Einen Song zu "kennen" ist nicht das Selbe wie eine Person zu kennen. Es gibt viele Arten einen Song zu kennen. Zuerst war ich mit ihnen vertraut. Später lernte ich sie näher kennen. Okay, ja, ich gebe zu, wir haben eine Menge rumgemacht.

Ernsthaft, um einem Song gerecht zu werden, denke ich das es mit der Balance einer wahren Liebe und heißem Sex vergleichbar ist. Du möchtest in der Lage sein die Welt spüren und mitfühlen zu können aber es gibt auch Momente wo es wichtig ist Objektiv zu bleiben und sich zurück zu halten und den Moment der Glückseligkeit zu erhalten.

Ja, Ich habe versucht es zu vermeiden Worte wie "Vorspiel", "necken" und "Orgasmus" zu vermeiden, aber ich glaube das jeder der jemals einen Song geschrieben hat und jeder der einen Song wirklich genossen hat weiss, das es viel damit zu tun hat.


Indica-fans.net: Welchen Song bzw. Texte des A WAY AWAY Albums würdest Du deiner Meinung nach als den/die besten Bezeichnen?

Rory: Ich möchte nur ungern behaupten "es gibt keinen Besten", weil ich nicht relativieren möchte wen es um Qualität geht. Aber, in Wahrheit ist es nicht so einfach zu antworten ohne die Frage in verschiedenen Kriterien zu unterteilen.

Als Schreiber, bin ich nicht unvoreingenommen. Natürlich, gibt es Punkte bei denen ich denke meine Job mit Inspiration erledigt zu haben. Wie dem auch sei, nur weil die Texte eines Songs sich selbst übertreffen, handelt es sich nicht zwangsläufig gute Musik. In manchen Fällen, empfand ich die Musik als phänomenal, während die Texte gerade ausreichend waren, und manchmal war es umgekehrt. Ich habe einige Komplimente für manche Texte bekommen wo auch ich so es empfand und dachte "Ja, sie passen wirklich, aber nichts desto trotz haben sie meine eigenen Ambitionen nicht erreicht." Dann wiederum gibt es diese magischen Momente bei denen sowohl die Musik als auch die Texte ein großes Ganzes ergeben, welches besser ist als die Summe seiner Teile. Und dennoch, müssen favorisierte Songs nicht unbedingt zu diesen gehören. Ich meine, manche Stücke klingen am besten, weil sie besonders zum Künstler passen. Arrangement, Orchestrierung... so viele Faktoren die eine Rolle dabei spielen einen guten Song zu erschaffen, das es schwer ist, sich zu distanzieren wenn man selbst ein Teil dazu beigetragen hat.

Wen ich mich für einen Song entscheiden müsste, bei dem alles perfekt harmoniert und zu einem solidem Ganzem geworden ist, müsste ich mich für CHILDREN OF FROST entscheiden. Das Hymnenhafte des Songs, gepaart mit den verworrenen Kinderreimen und Bildnissen, in Kombination mit der Orchestrierung, brachte einen neuen Level des komplexen Ganzen mit sich. IN PASSING, EERIE EDEN, AS IF... nun, es gibt fiele die mir gefallen.

Von den schnelleren Tracks, denke ich dass STRAIGHT AND ARROW auf textlicher Ebene funktioniert. Ich bin stolz auf die inkanationsartige Qualität welche sich subtil verändert bei jedem Durchgang, was es aber nicht zu meinem bevorzugtem Song macht.
ISLAND OF LIGHTS ist sehr schwer zu beurteilen, weil es eines der Stücke ist, welches ich so oft Überarbeiten musste, das ich völlig die Perspektive verloren habe. Ich denke es wird mich sicher noch sechs Monate kosten, um objektiver an das Stück heran gehen zu können. Das Stück steht mir noch zu nahe.
Außerdem habe ich die schlechte Angewohnheit, nach Abschluss der Arbeit an einem Stück ihn mir so gut wie nie anzuhören, weil es doch meistens das ein oder andere Detail gibt, welches man vieleicht doch besser hätte machen können.


Indica-fans.net: Hast Du einen musikalischen Hintergrund, bzw. spielst Du ein Instrument?

Rory: Ich habe Piano gespielt bis ich ein Teenager war, aber nicht genug um es zu erwähnen. I glaube, ich habe es absichtlich vermieden, da mein Vater klassisch ausgebildeter Pianist ist und ein Komponist der an der Franz Liszt Akademy in Budapest promoviert hatte. Später hatte er die Musik aufgegeben und wechselte in en Beruf des Regisseurs für das Fernsehen, aber er ist auf Nummer sicher gegangen das sowohl mein Bruder als auch ich stetig der Musik ausgesetzt waren. In meinem Elternhaus entkam man kaum dem stetigem erschallen von Opern, Symphonien und Jazz aus den Lautsprechern. Und da meine Mutter eine Ballerina war, erhielt ich einen überdurchschnittlichen Eindruck darüber, in wie vielen unterschiedliche Formen man Musik einsetzen konnte.
Ich selbst habe einige Zeit lang professionell getanzt, was dazu geführt hat, das ich noch immer die Worte und Sätze (in der Musik) in zwei Arten und Weisen sehe: Zum einem im Sinne des Rhytmus´ und des Klanges. Zum anderem im Sinne der Gestik und Bewegung.


Indica-fans.net: Welchen der Texte würdest du den meisten persönlichen Einflüssen zuschreiben.

Rory: Ich denke es wäre ein Fehler die Interpretation eines der Songs mit einer speziellen Begebenheit meines Lebens zu verbinden. Ich muss zugeben, das Songs wie A WAY AWAY, IN PASSING und LILJA´S LAMENT Elemente meiner eigenen Vergangenheit beinhalten, aber sie beziehen sich nicht ausschließlich auf einen wirklich speziellen Moment oder Ereignis. Sie sind eher Impressionen welche Geschichten beinhalten die ich erlebt habe, Geschichten und Erlebnisse der Band und Dinge welche uns erzählt wurden... Sie alle passen sich der Welt des entsprechenden Songs an und wenn sie den hoffentlich funktionieren, die Grenzen der Realität und der Gegenwart transzendieren anstelle unserer subjektiven Wahrnehmung dazu.


Indica-fans.net: Wie fand der gesamte kreative Prozess zwischen dir und Jonsu statt?

Rory: Während ich eine begrenzte Zeit damit verbrachte die einzelnen Bandmitglieder besser kennen zu lernen, verbrachte ich doch die meiste Zeit mit Jonsu oder allein. Natürlich trafen wir uns regelmäßig um die Dinge auszuprobieren, zu verändern... neu zu arrangieren. Ich musste wisse, wie sie dazu empfand; und sie musste wissen, welche Eindrücke ich durch die Musik bekam, den Aspekt vorab außer acht lassend, welche Bedeutung sie für Jonsu hatte. Ironischer Weise war ein großer Teil des Prozesses mein direkter Eindruck von den finnischen Worten welche ich nicht verstand. Manchmal kann ein falsch verstandenes Wort ein Wort in deiner eigenen Sprache auslösen, was wiederum eine ganze Zeile oder sogar eine ganze Geschichte mit sich bringt. Wir hatten auch Mailkontakt, aber Ihre Anwesenheit war ebenso wichtig für mich. Jedesmal wenn Sie etwas gesungen oder dargestellt hat, kamen mir neue Ideen basierend auf den Emotionen ihrer Bewegungen oder Ihrer Art zu singen.


Indica-fans.net: Würdest du es in Betracht ziehen abermals mit INDICA zusammen zu arbeiten, wenn sie dich darum bitten würden?

Rory: Um ehrlich zu sein, in diesem Moment denke ich eher nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob INDICA mich Fragen würden, oder ob sie nicht eher davon profitieren würden, mit anderen zu experimentieren. Damit will ich nicht sagen das es nicht gut lief. Ganz im Gegenteil. Alles lief perfekt. Es ist nur so das ich momentan denke das wir alle neue Erfahrungen sammeln könnten, wenn wir mit anderen zusammen arbeiten.

Ich bin mir sicher, ich würde gerne mit Jonsu als Komponistin zusammen arbeiten wollen für ein nicht INDICAbezogenes Projekt. Darüber haben wir sogar bereits gesprochen. Das ist ein völlig anderes Thema.
Für mich war das Album ein wenig wie ein Film. Als Drehbuchautor hast du den Drang mit einem bestimmten Regisseur zusammen zu arbeiten, aber es ist selten, das du bei einem Sequel mit dem selben Regisseur arbeitest.

Selbstverständlich wenn es etwas gäbe was ich für sie tun kann hinter dem ich mit ganzem Herzen stehen könnte, mit voller Überzeugung und dem selben Level an Enthusiasmus wie bei diesem Album, würde ich es mir sicher noch überlegen bei einem der nächsten Alben. Vieleicht ist es noch zu früh das zu entscheiden.


Indica-fans.net: Hast Du vor deiner Arbeit mit INDICA schonmal die Texte für andere Bands geschrieben und wenn ja, würdest du welche nennen wollen?

Rory: Ich würde gerne einige nennen, aber ich bin überzeugt, das Ihr die meisten nicht kennen würdet, da sie in einem völlig anderem Genre tätig sin, von Indie bis hin zu Industrial. Da ich in Finnland war, habe ich mit einigen der Bands und Sängern dort gearbeitet, aber ich denke das ist nicht der richtige Rahmen um diese zu promoten.
Zusätzlich habe ich erst kürzlich mit einigen sehr talentierten Komponisten aus Finnland, Schweden und der UK zusammen gearbeitet um Songs für verschiedene Künstler zu erschaffen. Einige davon relativ berühmt, aber da nicht ich es bin der die Verträge macht, steht es mir nicht zu diese zu nennen.
Des weiteren hat eine sehr erfolgreiche Band unser Team angeheuert um als Ghostwriter zu fungieren, deshalb denke ich wäre es für die Sache ungünstig wenn ich den Namen nun nennen würde. Außerdem arbeite ich noch an einem Libretto für eine zeitgenössische Rockoper bzw. Musical.


Indica-fans.net: Möchtest du den INDICA Fans noch etwas auf den Weg geben?

Rory: Du meinst abgesehen von: "Zieht Euch warm an es wird ein harter Winter... und Weißwein passt hervorragend zu Hummer?"
Um ehrlich zu sein, ich denke das was ich den INDICA Fans zu sagen habe ist nicht anders als das was ich auch jedem Nicht-INDICA Fan sagen würde:
Schöne Feiertage, ich hoffe Ihr genießt die Songs und kauft euren Freunden das Album wirklich nur, wenn Ihr selbst es auch mögt.

RORY WINSTON

Indica-fans.net:Vielen dank Rory, für dieses großartige Interview.

Interview done by © Indica-Fans.net, 2010

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PostPosted: Sat 18. Dec 2010, 12:04 
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Jenny-Maniac
Jenny-Maniac
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Joined: Mon 6. Sep 2010, 09:28
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Ich weiß jetzt ned genau wie lang ich für das Lesen dieses Interviews gebraucht hab, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor xDDD

Sein Redestil gefällt mir...sofern er das Interview wortwörtlich so durchgeführt hat wie es da steht^^.

Also mit ihm würd ich ned direkt telefonieren wollen weil ich warscheinlich nichts mehr peilen würde xDDD
Ich bin mir sicher dass Jonsu sich zu Tode gelacht hat als sie mit ihm telefoniert hat^^

Ich persönlich würde es gut finden wenn die beiden in der Zukunft nochmals miteinander zuammenarbeiten würden^^

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PostPosted: Sat 18. Dec 2010, 22:41 
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Annointed Indican
Annointed Indican

Joined: Sun 28. Nov 2010, 18:07
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es kommt einen wirklich wie ne halbe ewigkeit vor
ist aber interessant mal sowas zu erfahren
thx and die admis

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Indica please come back to germany!!!


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PostPosted: Mon 20. Dec 2010, 13:14 
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Jenny-Maniac
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Joined: Mon 6. Sep 2010, 09:28
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auf Englisch ist das Telefonat noch genialer xDD

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PostPosted: Sat 8. Jan 2011, 09:12 
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Teased
Teased

Joined: Sat 8. Jan 2011, 08:55
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:dadadadada: I thought this maybe interest everyone from German site too. I found same writer who was doing with Indica the lyrics knows many famous name musicians. I found this article from him. It is review and interview with Henry Rollins. My brother loves this band from the past.
http://74.54.115.114/node/736

:lol2:

I knew that the writer must like other music too and I learned very much from the interview. Great work from the fansite :wave:


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PostPosted: Fri 28. Jan 2011, 03:04 
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Teased
Teased

Joined: Fri 28. Jan 2011, 03:02
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Deze band is geweldig en ik denk dat de tekstschrijver is een groot deel. Het interview was echt grappig. :D


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